Dienstag, 15. April 2025

Die Erlösung des Menschen

Die Erlösung des Menschen durch das Kreuz Jesu Christi ist die größte Tat der Menschheitsgeschichte. Sie ist sowohl die tiefste Liebestat aller Zeiten als auch die gewaltigste Heldentat, die je vollbracht wurde.

Auf poetische Weise hat Anna Katharina Emmerick in den Aufzeichnungen Brentanos darüber berichtet: „Nach dem Falle des Menschen zeigte Gott den Engeln, wie er das Menschengeschlecht wieder herstellen werde. Ich sah den Thron Gottes, die Allerheiligste Dreifaltigkeit, eine Bewegung in ihren Personen. Ich sah die neun Chöre der Engel und wie Gott ihnen verkündete, auf welche Art Er das gefallene Menschengeschlecht wieder herstellen wolle; und ich sah eine große, unbeschreibliche Freude und großen Jubel bei den Engeln darüber.“

Diese Erlösung durch Christus setzt die gemeinsame Abstammung aller Menschen von Adam und Eva voraus (vgl. Pius XII., Enzyklika Humani generis, 1950). Gott hat dem Menschen ein übernatürliches Endziel gesetzt. Das übernatürliche Endziel besteht in der Teilnahme an der göttlichen Selbsterkenntnis, woraus sich für Gott eine übernatürliche Verherrlichung und für den Menschen eine übernatürliche Glückseligkeit ergibt.

Vor dem Sündenfall befanden sich Adam und Eva im „Stand der erhobenen Natur“. Sie besaßen sowohl die heiligmachende Gnade als auch die übernatürlichen Gaben der „Integrität“, auch als „präternaturale Gaben“ bezeichnet. Dazu zählen:

  • die leibliche Unsterblichkeit,
  • Freiheit von Leid,
  • Freiheit von ungeordneter Begierde (Konkupiszenz),
  • und ein von Gott eingegossenes Wissen um natürliche wie übernatürliche Wahrheiten.

Diese Gaben gingen durch die schwere Sünde Adams verloren. Die Stammeltern verloren die heiligmachende Gnade und zogen sich den Zorn Gottes zu. Sie verfielen dem Tod und gerieten unter die Herrschaft des Teufels. Die Sünde Adams wird nicht durch Nachahmung, sondern durch Abstammung auf alle seine Nachkommen übertragen.

Die Folgen der Sünde sind gravierend – nicht nur für das Schicksal des einzelnen Menschen, sondern für die gesamte Schöpfung, die, wie Paulus sagt, „seufzt und in Geburtswehen liegt“ (Röm 8,22). Im Salve Regina wird unsere gefallene Welt, die Welt nach der Erbsünde als „lacrimarum valle“, als Tal der Tränen, als Jammertal beschrieben:

„Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas;
zu dir seufzen wir
trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen.“

Ludwig Ott schreibt in seinem Lehrbuch der katholischen Dogmatik: „Im Stand der Erbsünde ist der Mensch der heiligmachenden Gnade und ihrer Gefolgschaft sowie der präternaturalen Integritätsgaben beraubt“, und weiter: „Die Seelen, die im Stande der Erbsünde aus dem Leben scheiden, sind von der beseligenden Anschauung Gottes ausgeschlossen.“

Der Mensch wird also nicht als Kind Gottes geboren, sondern als ein von der Erbsünde belastetes Geschöpf. Er ist sterblich, krankheitsanfällig, fehlerhaft und trägt eine Natur in sich, die zum Bösen neigt. Stirbt er im Stand Erbsünde oder in schwerer persönlicher Sünde (Todsünde), kann er Gott nicht schauen.

Wie also kann der Mensch aus diesem Zustand erlöst werden? Durch das Opfer Christi am Kreuz. Christus, der Unschuldige, wahrer Gott und wahrer Mensch, hat durch sein Leiden und Sterben die Strafe für unsere Sünden auf sich genommen und so den Himmel wieder für uns geöffnet.

Franz Diekamp sagt, das Wesen des Kreuzesopfers besteht „darin, dass Christus die vollkommenste Selbsthingabe an den Vater sowohl innerlich in Gehorsam und Liebe als auch äußerlich durch die blutige Darbietung seines Leibes und Blutes in der Form einer Opfergabe vollzog.“

Diese Genugtuung Christi wiegt die unendliche Beleidigung Gottes durch die Sünde vollständig auf.

Nach Thomas von Aquin (Summa Theologiae III, q. 48) hat der Tod Christi vier Aspekte: Opfer, Loskauf, Genugtuung und Verdienst (sacrificium, redemptio, satisfactio, meritum). „Der Tod Christi als Opfer (per modum sacrificii) söhnt uns mit Gott aus und stellt das zerstörte Gnadenverhältnis wieder her. Als Loskauf (per modum redemptionis) befreit er uns aus der Knechtschaft der Sünde, des Gesetzes, des Teufels und des Todes.“

Wie Adam und Eva im Paradies sündigten, so erlöst Christus am Kreuz die Menschheit und Maria, die neue Eva ist dabei. Es ist die größte Tat der Menschheitsgeschichte.

Durch das Erlösungsopfer Jesu Christi wird dem Menschen wieder der Weg zum Leben in der Gnade Gottes eröffnet. Dieser Stand wird als der status naturae reparatae bezeichnet, also als der Stand der wiederhergestellten Natur.

Wir sind nicht von Natur durch die Kreuzigung Christi erlöst – die Erlösung Christi wird uns durch die Taufe zugewandt.
Im Lehrbuch der katholischen Dogmatik heißt es:
„Die Taufe verleiht die Rechtfertigungsgnade.“
Sie tilgt die Erbsünde wie auch alle persönlichen schweren und lässlichen Sünden: „Die Taufe bewirkt die Nachlassung aller Sündenstrafen, sowohl der ewigen als auch der zeitlichen. Die gültig, wenn auch unwürdig empfangene Taufe prägt der Seele des Empfängers ein unauslöschliches Merkmal, den Taufcharakter, ein und kann deswegen nicht wiederholt werden.“ Die „präternaturalen Gaben“ der Integrität bleiben allerdings weiterhin versagt.

Wenn wir durch die Erlösung Christi geheilt und geheiligt werden, wenn wir in der heiligmachenden Gnade sterben, werden wir das ewige Leben bei Gott erben. Das ewige Leben ist nicht bloß eine Fortdauer des Daseins, dazu sind auch die Verdammten bestimmt. Es meint die „beständige Fortdauer der Seligkeit, die alles Verlangen der Seele ersättigt.“

Worin besteht diese Seligkeit? Nach der Lehre der Kirchenväter vor allem im Freisein von jedem Übel und im Besitz aller Güter. Die Offenbarung konkretisiert:
„‚Sie werden nicht mehr hungern und nicht mehr dürsten; Sonnenglut und Hitze wird ihnen nicht mehr lästig fallen … Jegliche Träne wird Gott von ihren Augen trocknen. Es wird keinen Tod mehr geben, kein Leid, keine Klage, keinen Schmerz. Denn alles Frühere ist vergangen‘ (Offb 21,4).“

„Die Herrlichkeit aber der Seligen wird unermesslich sein, ungezählt all die Quellen gediegener Freuden und Wonnen.“ Die Sehnsucht des menschlichen Herzens wird vollständig gestillt. Die eigentliche Seligkeit „besteht in der Anschauung Gottes und im genussvollen Auskosten der Schönheit dessen, der da ist die Quelle und der Urgrund aller Wesensgüter und Vollkommenheit.“

Es gibt keine größere Tragik im Leben als die Sünde – und keine größere Liebe als die Erlösung Christi. Alles lässt sich ertragen, wenn wir in seiner Gnade leben.

Bitten wir darum, dass wir am Ende unseres Lebens mit Gott vereint sein wollen – wie der Schächer am Kreuz, der bat: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ (Lk 23,42).

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