Dienstag, 22. April 2025

Wir brauchen einen radikalen Wandel

„Was wird ein Bischof antworten, wenn die Frage an ihn ergeht: Zu deiner Zeit hat der Glaube abgenommen, ist die Glaubenskraft erlahmt, haben sich die Kirchen geleert, wurde die Treue zu den Lebensgesetzen erschüttert, ist der Wille zum Kind geschwunden, wurden viele Kinder nicht mehr getauft, haben sich die Ehescheidungsziffern erhöht, haben Priester die Reihen ihrer Mitbrüder verlassen, ist der Mut und die Kraft zur Totalhingabe des Lebens im Dienste Gottes und der Brüder in der Jugend erlahmt. Was hast du getan, um all dem entgegenzuwirken?“

Diese Worte sprach Kardinal Schröffer 1976 in einem Gedenkgottesdienst für Kardinal Döpfner. Die Erschütterung des Glaubens, die leeren Kirchen und Priesterseminare, die Homosexualität des Klerus, das Zerbrechen der Ehen und Familien, die Zunahme der Kirchenaustritte und das soziale und stille Martyrium der wenigen Frommen, die gegen alle Wahrscheinlichkeiten am Glauben festhalten – koste es, was es wolle … all das gehört zu den viel beschworenen „Lebenswirklichkeiten“ der katholischen Kirche im Jahre 2025. Nicht erst seit Franziskus herrscht eine große Glaubenskrise.

1966, sechzig Jahre zuvor, nach dem Konzil: „Papst Paul weinte. Mit bebender Stimme klagte er: »Eine Welle des Zweifels, der Ratlosigkeit und der Unruhe hat sich in die Seelen vieler Geistlicher ergossen.«“ Ein Teil des „Gottesvolkes“ lehne sich gegen alles Neue auf, während der andere an den Grundfesten des Glaubens rütteln wolle. „Dann versagte dem Heiligen Vater die Stimme, und 900 Priester, die aus ganz Italien nach Rom gekommen waren, sahen päpstliche Tränen der Trauer.“ Diese bühnenreifen Zeilen schreibt der DER SPIEGEL über eine Papstaudienz.

Es kann nur einen Weg aus dieser Krise geben: Es braucht den radikalen Wandel. Das Zweite Vatikanische Konzil und die sich daran anschließenden neuen Gebete, die Neue Messe und die neuen Glaubensvorstellungen haben die Kirche in Europa an den Rand des Untergangs gebracht.

Wir können die Heiligen und Missionare nicht mehr verstehen, die Mönche und Nonnen, die ihr Leben für Christus aufgaben. Denn diesen Glauben vermag die moderne Kirche nicht mehr zu geben.

Der Tod von Franziskus kann ein Wendepunkt sein. Beten wir für ihn und für die Erneuerung der Kirche. Sie ist nicht wahrscheinlich. Derzeit scheint sie sogar nahezu unmöglich. Aber, wie Peter Sloterdijk bemerkt, „das Einzige, was uns begeistert, ist das Unmögliche.“ Und für Gott ist nichts unmöglich.

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