Abendland – alle sprechen darüber, und wer weiß, was es ist? Oswald Spengler schrieb 1918 von seinem Untergang, Politiker wollen es retten oder bestreiten gleich seine Existenz. Der Cathwalk aber will aufklären über das Herz Europas, unseren Kulturraum, in dem Altar und Alltag zur größten Blüte kamen, seit Anbeginn der Menschheit.
Das Abendland ist die Verschmelzung von Christentum, Architektur, Kunst und Kultur. Der abendländische Geist strebt dem Himmel entgegen. Sein Handeln und Denken ist theistisch. Stein geworden ist sein Geist in Notre Dame, dem Petersdom, dem Kölner Dom, den Städtebauten des Mittelalters und der Tradition: Architektur war Te Deum statt Te Ipsum.
Das Abendland verwirklicht die Gottesebenbildlichkeit des Menschen, sein Streben nach Bildung und seine Erlösung in Christus. Dazu wurden Klöster gegründet, Krankenhäuser gebaut und Universitäten wie die University of Oxford errichtet. Sie hat bis heute den abendländischen Leitspruch: „Dominus Illuminatio Mea“ – der Herr ist mein Licht.
Abendland – das ist alles, was wir an Religion, Kunst, Kultur und Werten haben.
1947, nach der Zerstörung Europas durch die Nazis und der kommunistischen Besetzung im Osten sah Adenauer in der europäischen Vereinigung den Versuch „dieses christliche Abendland zu retten.“
Das Abendland kann nur gerettet werden, wenn es auf festen Säulen steht. Die Fundamente müssen fest, stark und klar sein. Pius XII. hat das in den Nachkriegsjahren deutlich gemacht. Der Papst betonte, dass „Zerrissenheit, Elend und Unruhe“ nur dann aufhörten, wenn es zu einer „ausdrücklichen Anerkennung der Rechte Gottes und seines Gesetzes mindestens aber des Naturrechts als des festen Grundes, in dem die Menschenrechte verankert sind“, komme.
Um einen festen Grund zu haben, ist eine feste Liturgie wichtig. Das ist die Alte Messe. Sie ist die Liturgie des Abendlandes. Lex orandi, lex credendi: Das Gesetz des Betens ist das Gesetz des Glaubens. Die Alte Messe verkörpert genau jenes theozentrische Beten, das den Glauben aufbaut und stärkt. Sie ist die beste und stärkste Medizin, um den Glauben zu erhalten – und so das Abendland zu retten.
Am Abendland, an das Adenauer sich mit dem von mir einst abonnierten Rheinischen Merkur klammerte, ich selber betete 1961 Rosenkränze für seine Wiederwahl, wird es nichts mehr zu retten geben im Sinne von Josef Piepers „theologisch gegründeter Weltlichkeit“ als Verfassungswirklichkeit, was es ohnehin nur selten als politische Wirklichkeit gab, fast so unwirklich wie der wahre, nicht eingebildete aber leider vielfach real gewordene Sozialismus.
Der Klassiker seit einiger Zeit hier: einer an sich hervorragenden Analyse/Beschreibung folgt die vollständige unbegründete, durch nichts belegte und ausschließlich der subjektiven Einzelmeinung des Autors entspringende ‚Lösung‘: die Alte Messe.
Der Autor würde den letzten Absatz in seinem blinden Fanatismus wahrscheinlich auch ans Ende eines Backrezeptes stellen…
Und bevor jetzt jemand mit Studien kommt, die „beweisen“, dass Katholiken, die die Alte Messe besuchen, frömmer seien, dem sei eine intensive Auseinandersetzung mit den Konzepten „Korrelation“ und „Kausalzusammenhang“ empfohlen…
Verehrter Herr Jung! Das katholische Abendland war ein Phänom der Spätantike und des Mittelalters
mit einem relativ geschlossenen Weltbild. Aber schon das Know-how der Konstruktion einer go-
tischen Kathedrale bedurfte eines Spezielwissens, dass aus der damals fortschrittlichen arabischen
Kultur stammte. Schon im Spätmittelalter wird die sprituelle Kultur mit wissenschaftlich rationalen
Elementen durchdrungen, die dann in eine neue, von Humanismus geprägte Kultur des Humanismus
und Protestantismus übergeht. Es folgt schließlich eine mehr und mehr säkular geprägte Weltsicht
und Lebensweise, in der weltliche Bedürfnisse den religiösen mindestens ebenbürtig werden.
Europa ist nur für eine bestimmte Zeit christkatholisch bzw. ausschließlich christlich.
Eine Sinfonie von Beethoven oder Mahler kann zwr einen religiösen Hintergrund haben, ist aber
trotzdem ein autonomes Kunstwerk.
Was Sie wissenschaftlich rational nennen, die Logik zum Beispiel, und eine saubere Trennung von Glaube und Wissen, gab es zur Zeit der Scholastik bei ihren besten Vertretern längst. Glauben Sie im Ernst, dass das Weltbild der Grünen und der Klimareligion wissenschaftlicher sei, oder der Glaube der Feministinnen, das, was sie abtreiben lassen, sei gar kein Mensch? Trotzdem war es zu allen Zeiten nur eine Minderheit, die wissenschaftlich denken konnte. Diesbezüglich gilt unter den grossen Naturwissenschaftlern, die zugleich Christen waren, Kepler und Newton meine grösste Bewunderung. Schon bei Darwin hat kein geringerer als Popper ein „metaphysisches Forschungsprogramm“ unterstellt. An Ihrer Bemerkung über den islamischen Einfluss im Mittelalter ist einiges dran. Gilt übrigens auch für das Denken der Mystiker, so Meister Eckhart, wie Kurt Flasch zwar etwas einseitig betont. Aber vergessen Sie nicht, dass die grosse Epoche des Islam mit Averroes, Avicenna, den grossen Mathematikern vorbei ist. Von schiitischen Theologen liess ich mir sagen, dass Avicenna usw. längst veraltet sei, dass der neueste Stand vom Ayatollah Ruholla Chomeini verkörpert werde, erkundigen Sie sich vielleicht bei Salman Rushdie. Selber interessierte mich die islamische Mystik schon seit 1965, der Erstlektüre von Goethes West-östlichem Divan.