Dienstag, 1. April 2025

Der neue Klimaschutz-Glaube der Kirche

Credo in unum Deum“ – erinnern Sie sich noch? Das war gestern. Die Schreibstube des deutschen Provinzkatholizismus geht längst neue Wege, und zahlreiche Bischöfe machen begeistert mit. Vor über sechzig Jahren brachte der greise Regensburger Bischof Michael Buchberger seine Mitbrüder zum Verstummen, als er auf einer Beratung des Episkopates auf die Frage, wovon auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Rede sein solle, knapp antwortete: „Von Gott.“ Würde heute gefragt, wovon in der Kirche gesprochen werden solle, so müsste mit breitem Unverständnis gerechnet werden, wenn ein gläubiger Zeitgenosse, ob Kleriker oder Weltchrist, einfach sagen würde: „Von Gott!“

Die Deutsche Bischofskonferenz hat eine sogenannte „Orientierungshilfe Nachhaltigkeitsberichtserstattung“ publiziert, mitten in der Fastenzeit, gewissermaßen ein neuer Wegweiser für alle, die nicht genug Predigten von Windenergie-Gurus, Photovoltaik-Missionaren und Klimaschutzgläubigen hören können. Wer heute Orientierung sucht, lässt die Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte und das Evangelium Jesu Christi beiseite und bekennt sich zu Biodiversität und ökosensibler Nachhaltigkeit. Das Wort des lebendigen Gottes interessiert anscheinend schon lange nicht mehr.

Die Deutsche Bischofskonferenz motiviert die Verantwortlichen in den Bistümern: „Wesenskern der (Erz-)Bistümer. Beginnen Sie mit einer klaren Darstellung des Wesenskerns Ihres (Erz-)Bistums. Erläutern Sie, welche Rolle Nachhaltigkeit in der Organisation einnimmt und wie Ihre Handlungen, Dienstleistungen und Angebote zur ökologischen, sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit beitragen. Dieser Abschnitt legt das Fundament dafür, wie Nachhaltigkeit in die gesamte Strategie der (Erz-)Bistümer integriert ist.“ Der einfach gläubige Katholik schmunzelt, ärgert sich oder schüttelt den Kopf. Der „Wesenskern“ eines Bistums? Wenn das nicht der Glaube an den dreifaltigen Gott ist, dann hat sich die kirchensteuerfinanzierte Einrichtung, die sich selbst „römisch-katholische Kirche“ nennt, schon selbst entkernt. Hier geht es nicht länger um die Feier der Eucharistie, um die Spendung der Sakramente und die Verkündigung des Evangeliums, sondern nur noch um „Nachhaltigkeit“ für die sogenannte Zivilgesellschaft. Weiter belehren uns die Autoren der „Orientierungshilfe“: „Sollte es im (Erz-)Bistum noch keine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie geben, können bestehende Leitbilder, in denen nachhaltigkeitsrelevante Aspekte thematisiert werden bzw. bestehende Umweltleitlinien, Leitlinien zur Personalentwicklung sowie auch strategische Aussagen, die das Thema Nachhaltigkeit betreffen, adressiert werden.“ Die deutschen Bistümer sollen, so scheint es, politisch nachhaltig ergrünen. Die „Nachhaltigkeitsstrategie“ spricht vom „Klimawandel“ und von „geopolitischer Dynamik“, von „Schöpfungsverantwortung“ und „Schöpfungsspiritualität“. Dekretiert wird: „Jede kirchliche Einrichtung muss perspektivisch in Klimaschutz investieren.“ Wer nicht bedingungslos an den menschengemachten Klimawandel glaubt und an die alleinseligmachenden Maßnahmen, um die vermeintliche „Klimakatastrophe“ aufzuhalten, der macht sich, so scheint es, der schlimmsten aller möglichen Häresien schuldig. Nicht mehr die Sünde wider den Heiligen Geist ist es künftig, die unter keinen Umständen vergeben werden kann. Jede kritisch-reflektierte Nachfrage über Sinn und Unsinn von staatlich verordneten oder kirchlich geförderten Klimaschutzmaßnahmen wird, so muss man annehmen, künftig strikt untersagt und als unvergebbare Sünde an sich markiert sein. 

Doch noch zeigen die Klimaschutzapostel scheinbar ein freundliches Gesicht: „Unser Ziel ist es, das Bewusstsein für die Dringlichkeit eines aktiven Klima- und Umweltschutzes in der Mitarbeiterschaft zu schärfen und Maßnahmen für schöpfungsfreundlicheres Handeln in den Bistumsalltag zu integrieren.“ Wie aber handelt ein Bistum „schöpfungsfreundlich“? Ein gutes Beispiel wäre die Teilnahme aller katholischen Bischöfe hierzulande am Marsch für das Leben in Berlin – und an das offensive, kompromisslose Eintreten für den Lebensschutz, gegen Abtreibung und gegen Euthanasie. 

Doch wozu raten die Autoren dieser „Orientierungshilfe“? „Ziel ist es, dass das (Erz-)Bistum klimaneutral wird und damit in seiner Verantwortung für die Schöpfung möglichst keine Belastung für das Weltklima darstellt.“ Ob ein kleines Bistum aus der Kirchenprovinz Deutschland mit maximaler Klimaneutralität die Welt retten kann? Wahrscheinlich nicht. Ob das Bistum eine „Belastung für das Weltklima“ darstellen könnte? Wahrscheinlich auch das nicht. 

„Orientierungshilfen“ wie diese werden am besten mit dem gesunden Menschenverstand geprüft – ob solche Schriften denselben belasten oder gar ignorieren? Das könnte durchaus möglich sein, wer weiß. Die einfach gläubigen Katholiken heute wünschen sich Orientierung im Glauben – und eine Besinnung auf die Gottesfrage, auf die alles ankommt und von der alles abhängt: Einzig von Gott kann, soll und muss heute in der Kirche des Herrn die Rede sein. Doch den neuen kirchlichen Klimaschutzglauben – ein ideologischer Götze unter vielen, eine Karikatur des Katholischen – braucht kein Mensch zu seinem Heil. Wir beten in jeder heiligen Messe: Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit. Daran glauben wir, und das genügt. Im Credo bekennen wir uns nicht zum Klimaschutz, sondern zum dreifaltigen Gott – und allein darauf kommt es an.

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